Jahresbericht STAAR 2023

Main Content

Swiss Transparency Agreement on Animal Research (STAAR) - Jahresbericht 2023

Kurzfassung

Die Schweizerische Transparenzvereinbarung zur Forschung mit Tieren (Swiss Transparency Agreement on Animal Research, STAAR) wurde 2022 mit dem Ziel lanciert, die Transparenz über den Einsatz von Tieren in der Forschung zu verbessern. Die 26 unterzeichnenden Organisationen von STAAR haben sich dazu verpflichtet, transparent über ihren Einsatz von Tieren in Tierversuchen oder ihre Unterstützung von Tierversuchen zu kommunizieren, den Dialog mit der Öffentlichkeit und den Medien zu fördern, der Öffentlichkeit Informationsmöglichkeiten über Tierversuche anzubieten und über ihre Fortschritte bei der Umsetzung dieser Verpflichtungen zu berichten. Zusätzlich zu diesen vier Verpflichtungen wurden vier erste Ziele für den Zeitraum 2022-2023 und vier weitere für den darauffolgenden Zeitraum angenommen: die STAAR-Standards. 

Der vorliegende Jahresbericht gibt Auskunft über die im Jahr 2023 durchgeführten Transparenzaktivitäten der 26 STAAR-Unterzeichnenden, von denen 14 Tierversuche durchführen (im weiteren Verlauf als PARs (performing animal research) bezeichnet) und 12 den Einsatz von Tierversuchen unterstützen (im weiteren Verlauf als SARs (supporting animal research) bezeichnet). Die Informationen im Bericht basieren auf den Antworten der unterzeichnenden Organisationen (im Folgenden: Mitglieder) auf einen Fragebogen, der von einer Arbeitsgruppe des Dachverbandes swissuniversities erstellt wurde. Ergänzt werden die Umfrageergebnisse mit Beispielen von Aktivitäten der Mitglieder, die zu noch mehr Transparenz anregen sollen.

Höhepunkte:

  • Die Zahl der PARs, die Zahlen zu den in Versuchen verwendeten Tieren veröffentlichen, stieg 2023 von 9 auf 11 (von 14). 
  • Alle PARs führten Aktivitäten durch, die sich an Mitarbeitende richteten, die nicht direkt mit Tieren arbeiten. 9 PARs (9/14, 64 %) organisierten Besuche der Tiereinrichtungen, während 10 von ihnen (10/14, 71 %) durch Vorträge, Kurse oder Newsletter über Forschung mit Tieren informierten.
  • Alle Mitglieder haben auf Anfrage mit den Medien gesprochen.
  • Mit einer Ausnahme veröffentlichten alle PARs Informationen über die Forschungsbereiche, in denen an ihren Einrichtungen Tiere verwendet werden.
  • 64 Prozent der PARs (9/14) veröffentlichten Zahlen zu den Schweregraden der Verfahren. 
  • Bei den meisten PARs wurden Bilder oder Videos verwendet, wobei Bilder häufiger sind als Videos, was auch für die SARs gilt. Obwohl die meisten PARs die Einrichtungen in Bildern darstellen, wurden nur von 4 Mitgliedern Videoaufnahmen von Tiereinrichtungen veröffentlicht. Bilder oder Videos von Verfahren sind nach wie vor selten.
  • Die Kommunikation mit der Öffentlichkeit erfolgte in Form von Artikeln über die Forschung mit Tieren oder die 3R (71 % der PARs und 75 % der SARs) sowie in Form von Vorträgen oder persönlichen Treffen (50 % der PARs und 50 % der SARs). Die meisten PARs (79 %, 11/14) und SARs (58 %, 7/12) veröffentlichten Neuigkeiten oder Durchbrüche aus der Forschung mit Tieren. Die sozialen Medienkanäle X und LinkedIn wurden gegenüber Facebook, Instagram und YouTube bevorzugt.
  • Die meisten PARs (10/14, 71 %) boten Medienschulungen an oder verwiesen ihre wissenschaftlichen Mitarbeitenden an externe Organisationen zur Weiterbildung. Dies ist bei den SARs nicht üblich (nur 2 von ihnen boten Schulungen an), möglicherweise weil ihre Mitarbeitenden nicht direkt an der Forschung mit Tieren beteiligt sind.
  • Die Mehrheit der Mitglieder kommunizierte transparent über ihre Bemühungen, die 3R über verschiedene Kanäle zu fördern und voranzubringen: Beispiele für umgesetzte 3R-Methoden werden auf Webseiten (93 % der PARs, 13/14; 67 % der SARs, 8/12), in Publikationen (64 % der PARs, 9/14; 67 % der SARs, 8/12) und in sozialen Medien (64 % der PARs, 9/14; 67 % der SARs, 8/12) vorgestellt. Neun Mitglieder vergaben im Jahr 2023 3R-Auszeichnungen, 2 mehr als im Jahr 2022.
  • Die meisten PARs (12/14, 86 %) organisierten oder beteiligten sich an mindestens einer Aktivität für die Öffentlichkeit, entweder für Patient:innen, Schulen oder die allgemeine Öffentlichkeit. Diese Aktivitäten wurden von 7/12 SARs (58 %) durchgeführt. 4 PARs und 5 SARs gingen auf die Strasse, um Fragen zur Forschung mit Tieren zu beantworten und dieses Thema offen zu diskutieren.

Forschung mit Tieren in der Schweiz

Die Schweiz gehört zu den führenden Ländern in der pharmazeutischen und biotechnologischen Industrie und verfügt über eine starke Tradition in der Grundlagenforschung mit einem ausgedehnten Netz von akademischen und industriellen in den Biowissenschaften tätigen Einrichtungen. Um diese führende Position zu erhalten und weiter auszubauen, sei es in der hochspezialisierten Ausbildung, der medizinischen Versorgung oder der Innovationsfähigkeit, ist die Schweiz auf eine innovative und verantwortungsvolle Forschung angewiesen, die auch den Einsatz von Tieren erfordern kann. In der Tat ist die Forschung mit Tieren auch heute noch für Fortschritt und Innovation in vielen Bereichen unverzichtbar, und die Ergebnisse aus der Forschung mit Tieren kommen der Gesundheit und dem Wohlbefinden von Mensch und Tier, dem Naturschutz sowie unserem Verständnis der Lebensprozesse zugute.

Bei der Beantwortung einer wissenschaftlichen Frage wählen alle Forschenden das Modell oder die Kombination von Modellen, die für die Beantwortung der Frage am besten geeignet sind. Während In-silico- oder In-vitro-Modelle (in silico bedeutet die Untersuchung und Vorhersage des Verhaltens eines Teils des Organismus durch Computermodellierung; in vitro bedeutet, dass ein Teil eines Organismus z. B. mit Hilfe von Zellkulturen untersucht wird) aus ethischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen wann immer möglich bevorzugt werden, ist die Verwendung von In-vivo-Modellen (in vivo bedeutet, einen lebenden, vollständigen und autonomen Organismus in der ganzen Komplexität seiner Funktionsweise zu untersuchen) nach wie vor notwendig, insbesondere wenn es darum geht, die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Organen zu verstehen, Studien zum Tierschutz und zur Veterinärmedizin durchzuführen oder regulatorische Anforderungen zu erfüllen.

Der Einsatz von Tieren zu Versuchszwecken hat sich in den letzten 40 Jahren erheblich weiterentwickelt, wobei seit Mitte der 1990er Jahre die Zahl der genetisch veränderten Tiere, insbesondere von Mäusen, Ratten und Zebrafischen, deutlich zugenommen hat. Heute können dank der Entwicklung von CRISPR/Cas-basierten Methoden bei praktisch allen Tierarten genetische Veränderungen herbeigeführt werden (CRISPR steht für Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats und ist ein molekularbiologisches Verfahren, um einen DNA-Strang an einer vorgegebenen Stelle durchzuschneiden und dort gezielt zu verändern). Parallel dazu hat die Schweizer Bevölkerung seit Mitte der 1970er Jahre eine grössere Sensibilität für Fragen des Tierschutzes entwickelt. In der Schweiz wurden verschiedene Gesetze erlassen, um den Erwartungen und Bedenken der Gesellschaft Rechnung zu tragen. Den Anfang machte 1978 das eidgenössische Tierschutzgesetz, gefolgt von der ersten Tierschutzverordnung im Jahr 1981. Der gesetzliche Rahmen umfasst auch die Verwendung von Tieren zu Forschungszwecken. Diese Vorschriften wurden seither mehrfach geändert, unter anderem durch die Einführung der Verpflichtung, in jeder Einrichtung, die Tierversuche durchführt, eine Tierschutzbeauftragte oder einen Tierschutzbeauftragten zu benennen. Im Jahr 2023 hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen eine neue Vernehmlassung zur Revision der Tierschutzverordnungen gestartet.

 

Die Tierversuche in der Schweiz stützen sich auf drei wichtige Säulen: Bewilligung, Ausbildung und Kontrolle. Das mehrstufige Bewilligungsverfahren für die Durchführung von Tierversuchen ist in Abbildung 1 dargestellt; die gesetzlichen Anforderungen an den Betrieb einer Tierversuchsanlage sind in Abbildung 2 ersichtlich. Im Bereich der Ausbildung müssen Forschende, Versuchsleitende, Tierschutzbeauftragte sowie Tierpflegende die Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung jederzeit erfüllen. Schliesslich sind die kantonalen Behörden verpflichtet, jährlich mindestens eine Inspektion aller Tieranlagen durchzuführen und mindestens 20 Prozent der bewilligten Tierversuche zu kontrollieren.

Abbildung 1: Verfahren zur Erlangung einer Genehmigung zur Durchführung von Tierversuchen

Abbildung 2: Verpflichtungen im Zusammenhang mit Einrichtungen und Tierversuchen

Nach dem Erlass der Tierschutzverordnung wurde 1987 die Stiftung Forschung 3R gegründet, um die "3 R-Prinzipien " (3Rs) - Replacement (Ersatz), Reduction (Reduzierung) und Refinement (Verfeinerung) - in der Forschung mit Tieren zu fördern. Das 3R-Kompetenzzentrum Schweiz (3RCC) wurde 2018 als gemeinsame Initiative von Wissenschaft, Industrie, Behörden, Regierung und Tierschutzverbänden gegründet. Im Jahr 2022 lancierte der Schweizerische Nationalfonds das nationale Forschungsprogramm «Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft», um zu untersuchen, wie die 3R effektiv weiterentwickelt werden können, indem das Potenzial, die Herausforderungen und die Grenzen des 3R-Ansatzes identifiziert und angegangen werden. . Die Begründer des 3R-Prinzips, William Russel und Rex Burch, stellten ihren Vorschlag 1959 mit dem Ziel vor, die in der Forschung eingesetzten Tiere zu schützen. Das 3R-Prinzip hat sich seither weltweit als Grundlage für einen ethischen Umgang mit Tieren in der Forschung etabliert und ist aus der heutigen Schweizer Forschungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Bei jedem Versuch, bei dem Tiere eingesetzt werden, müssen die Forschenden prüfen, ob es keinen sinnvollen Ersatz gibt, und sicherstellen, dass die Zahl der eingesetzten Tiere so gering wie möglich gehalten wird; zudem müssen die Verfahren so verfeinert werden, dass nicht nur Schmerzen, Leiden und andere negative Auswirkungen vermieden oder minimiert werden, sondern dass auch das Wohlbefinden der Tiere verbessert wird. Das 3R-Prinzip bildete die Grundlage für den schweizerischen Rechtsrahmen zur Regelung von Tierversuchen.

Die schweizerische Gesellschaft nimmt immer mehr Rücksicht auf Tiere und ist sensibler geworden, was das Wohlergehen der Tiere und die Bedingungen ihres Einsatzes zu Forschungszwecken betrifft. Gleichzeitig hat der Mangel an Transparenz und proaktiver Kommunikation seitens der Forschungsgemeinschaft zu einer einseitigen Information darüber geführt, wie und warum Tierversuche durchgeführt werden. Da das politische System der Schweiz es der Bevölkerung erlaubt, ihre Anliegen durch Volksinitiativen zum Ausdruck zu bringen, hat diese einseitige Informationslage unter anderem dazu geführt, dass seit 1985 mehrere Initiativen gegen Tierversuche eingereicht wurden, die jedoch alle an der Urne abgelehnt wurden. Sie haben jedoch zu einem kulturellen Wandel beigetragen, der durch eine verbesserte Interaktion und einen besseren Austausch zwischen Forschenden und Gesellschaft gekennzeichnet ist und zu einer transparenteren und proaktiveren Kommunikation über Tierversuche sowie zu einer sorgfältigeren Integration ethischer Überlegungen unter den Forschenden geführt hat. Diese proaktive Haltung ist nicht nur eine Reaktion auf den Druck der Öffentlichkeit, sondern entspringt einer echten Verpflichtung zu Offenheit und ethischer Verantwortung. Dennoch bleibt das Thema ein Anliegen der Gesellschaft, wie zwei derzeit laufende Volksbegehren zeigen: eine Petition, die die schrittweise Abschaffung von belastenden Tierversuchen fordert, wurde bei den Bundesbehörden eingereicht und eine Gruppe von Bürger:innen hat kürzlich bei der Bundeskanzlei eine neue Volksinitiative gegen Tierversuche eingereicht.

Einführung in STAAR

STAAR auf einen Blick

2022

Einführung von STAAR

 

 

 

 

26

Unterzeichnende

Tierversuche durchführend 14

Tierversuche unterstützend 12

 

EPFL

Derzeit federführende Institution

 

 

 

 

Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Forschung mit Tieren in der Schweiz zu erhalten und weiter zu fördern, hat swissuniversities im Jahr 2022 die Schweizerische Transparenzvereinbarung zur Forschung mit Tieren (Swiss Transparency Agreement on Animal Research / STAAR) ausgearbeitet. 

STAAR verfolgt das übergeordnete Ziel, die Kommunikation und Transparenz bezüglich des Einsatzes von Tieren in der Forschung zu verbessern. Die Mitglieder verpflichten sich dabei zu Offenheit und dem Dialog mit der Öffentlichkeit. Darüber hinaus strebt STAAR an, die Kommunikation über Tierversuche in der aktuellen Praxis zu fördern und bestehende Koordinierungsmassnahmen und Netzwerke auf nationaler Ebene zu stärken und auszubauen. Mit einem besonderen Fokus auf der Verbesserung der Kommunikation in der Forschung mit Tieren ermutigt STAAR seine Mitglieder dazu, über Fortschritte auf dem Weg zu mehr Transparenz zu berichten und dabei auch bestehende Herausforderungen und Rückschläge offen aufzuzeigen.

Kurze Geschichte von STAAR

Während der Kampagne 2022 zur eidgenössischen Volksinitiative für ein totales Verbot von Tierversuchen, die von 79,1 Prozent der Bevölkerung abgelehnt wurde, erkannten viele Schweizer Forschende die Notwendigkeit, transparenter zu sein und proaktiv mit der Öffentlichkeit darüber zu sprechen, warum und wie Tierversuche in der Schweiz durchgeführt werden. Um die Institutionen zu unterstützen, welche sich um mehr Transparenz und einen Dialog mit der Öffentlichkeit bezüglich des Einsatzes von Tieren in der Forschung bemühen, wurde von swissuniversities die Kommission STAAR ins Leben gerufen. Es ist jedoch anzumerken, dass die Diskussionen über die Förderung und Koordinierung der Bemühungen um mehr Transparenz in der Forschung mit Tieren schon lange vor STAAR begonnen haben. Die Gründung von STAAR reflektierte also den Willen, die Transparenz gegenüber und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu verbessern, woran viele Institutionen bereits seit einiger Zeit gearbeitet hatten.

2019 initiierte der Verein Forschung für Leben in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und anderen Institutionen die Idee einer gesamtschweizerischen Transparenzvereinbarung zur tierexperimentellen Forschung. Das Projekt wurde von den Akademien der Wissenschaften Schweiz weiterentwickelt und anschliessend auf swissuniversities übertragen. In Anlehnung an die in mehreren europäischen Ländern bestehenden Transparenzvereinbarungen wurden 2021 zwei Workshops durchgeführt und nach intensiven Diskussionen in einer Arbeitsgruppe von swissuniversities ein Konzept für STAAR unter dem Dach von swissuniversities erarbeitet, das schliesslich im November 2021 von der Kammer universitäre Hochschulen von swissuniversities verabschiedet wurde. Seither ist STAAR als Kommission der Kammer universitäre Hochschulen von swissuniversities etabliert.

STAAR vereint öffentliche und private Organisationen, die entweder Forschung mit Tieren betreiben (PARs, z.B. öffentliche Forschungszentren, Industrie) oder Forschung mit Tieren unterstützen (SARs, z.B. Fachvereine, Tierschutzorganisationen, Forschungsförderorganisationen). Die Aktivitäten von STAAR werden von zwei Gremien geplant und umgesetzt: der Vollversammlung, die sich aus den Vertretenden aller Mitglieder von STAAR zusammensetzt, und einer Arbeitsgruppe, die im Jahr 2023 aus neun Mitgliedern bestand. Ein Mitglied wird als federführende Institution bestimmt und vertritt STAAR auf nationaler Ebene. Der erste STAAR-Bericht wurde im Dezember 2023 unter Mitwirkung aller Mitglieder veröffentlicht.

Im Jahr 2023 waren die folgenden 26 Institutionen (14 PARs und 12 SARs) Mitglieder von STAAR, wobei die Universität Zürich die Federführung innehatte.

Selbstverpflichtungen und Standards 2023

Mit der Unterzeichnung von STAAR verpflichten sich die Mitglieder zur Transparenz in Bezug auf den Einsatz von Tieren in der Forschung bzw. auf die Unterstützung des Einsatzes von Tieren in der Forschung, indem sie die folgenden vier Hauptverpflichtungen eingehen und einhalten:

Verpflichtung 1: Wir erklären in transparenter Art und Weise, wie und warum wir Tiere in der Forschung nutzen oder den Einsatz von Tieren in der Forschung unterstützen.

Mit dieser Selbstverpflichtung soll sichergestellt werden, dass alle Organisationen sowohl intern als auch extern transparent über ihren Einsatz von Tieren in der Forschung bzw. ihre Unterstützung dieses Einsatzes kommunizieren. Alle Unterzeichnenden stimmen diesen Grundprinzipien der Offenheit zu, die der gesamten Transparenzvereinbarung zugrunde liegen. 

Beispiele für die Umsetzung der Verpflichtung 1

Universität Basel: Website zur Forschung mit Tieren, jetzt auch in englischer Sprache verfügbar. Link

UNIL: Die Fakultät für Biologie und Medizin hat im März 2023 einen gedruckten Newsletter zum Thema Tierversuche und ihre Alternativen veröffentlicht. Er wurde an Schulen der oberen Sekundarstufe und deren Biologielehrpersonen in der Westschweiz verteilt. Link

ETH Zürich: Veröffentlichung eines Artikels im Globe-Magazin (Magazin der ETH Zürich und ETH Zürich Alumni), in dem klar auf den Einsatz von Tiermodellen in einem Forschungsprojekt hingewiesen wird. Link (S.27)

EPFL: Allgemeiner Vortrag über den Einsatz von Tieren in der Forschung mit anschliessender Besichtigung der Tierhaltungsanlagen für mehr als 60 Mitarbeitende und Studierende der EPFL. 

Unifr: Erste Veröffentlichung eines Jahresberichts. Link

Akademien: Link

Verpflichtung 2: Wir verbessern die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und mit den Medien über unsere Teilnahme an Projekten, in denen an Tieren geforscht wird.

Diese Selbstverpflichtung zielt darauf ab, sicherzustellen, dass wichtige Informationen über die Beteiligung der Unterzeichnenden am Einsatz von Tieren in der Forschung leicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Sie erweitert die Grundprinzipien der Selbstverpflichtung 1, indem sie konkrete Schritte aufzeigt, die Organisationen unternehmen können, um ihre Kommunikation über Tierversuche zu verbessern.

Beispiele für die Umsetzung der Verpflichtung 2

Universität Basel: In Pressemitteilungen (und damit verbundenen Beiträgen in sozialen Medien) werden systematisch Tiere in der Forschung erwähnt, z. B.  Link

UNIL: Veröffentlichung eines Artikels in der Zeitung 24heures über die Arbeit eines Forschers, der mit Zebrafischen arbeitet, und Organisation eines Besuchs für die Medien. Link

UZH: Wissens-Podcast "Durchblick": Forschung ohne Tierversuche - geht das? . Link

AWO-N: AWO-N X Konto@AwoSwiss

Interpharma: Bericht über das Wohlergehen der Tiere. Link

Novartis: Informationen auf der Webpage https://www.novartis.com/investors/reporting-and-transparency-hub/animal-research  einschliesslich interner und externer Tierzahlen im Verhältnis zu den Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie 3R-Beispiele. 

Verpflichtung 3: Wir sind proaktiv, indem wir der breiten Öffentlichkeit Möglichkeiten bieten, sich über unsere Forschungsaktivitäten, für die Tiere eingesetzt werden, zu informieren.

Diese Selbstverpflichtung strebt an, in der Schweiz einen informierten öffentlichen Dialog über Tierversuche zu fördern. Dabei werden die Grundsätze der Selbstverpflichtungen 1 und 2 weiterentwickelt, indem konkrete Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie die Unterzeichnenden aktiv mit der Öffentlichkeit interagieren können, was über die blosse Bereitstellung von Informationen hinausgeht.

Beispiele für die Umsetzung der Verpflichtung 3

USI: Öffentliche Veranstaltung im Rahmen des Swiss 3Rs Day mit 80 Teilnehmenden. Link

UNIL: Besichtigung der Mäuse- und Zebrafischanlage während der Tage der offenen Tür 2023. 

EPFL: Organisation und Teilnahme von 3 Forschenden der EPFL an der Lausanner Ausgabe des Pint of Science. Vorträge über den Einsatz von Zebrafischen und Drosophila in der Forschung, die Tierhaltung und die Arbeit von Tierpflegenden.

Verpflichtung 4: Wir berichten jedes Jahr über die erzielten Fortschritte und Erfahrungen.

Die Überwachung der Umsetzung der Transparenzvereinbarung ist entscheidend für ihren Erfolg. Ziel dieser Selbstverpflichtung ist es, die Fortschritte zu dokumentieren und zu kommunizieren, die die Unterzeichnenden auf dem Weg zu mehr Offenheit bei der Forschung mit Tieren in der Schweiz gemacht haben, sowie zur Verbesserung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Informationen.

Eine Liste spezifischer Ziele, die sich aus den vier Verpflichtungen ableiten, wird ebenfalls jedes Jahr von der Vollversammlung festgelegt. Diese spezifischen Ziele umfassen konkretere Massnahmen, auf deren Einhaltung und Umsetzung sich die Unterzeichnenden einigen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Ziele im Laufe der Zeit weiterentwickeln und somit ändern werden. Die folgenden Ziele (die sogenannten "STAAR-Standards") wurden für den Zeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 angenommen:

Zahlen

Unterzeichnende, die Forschungsarbeiten durchführen, arbeiten darauf hin, dass sie der Öffentlichkeit Zugang zu folgenden Informationen ermöglichen:

  • Anzahl der eingesetzten Tiere und Arten;
  • Anzahl der eingesetzten Tiere nach Schweregrad.

Kommunikation

Bei der Veröffentlichung von Informationen über ein Forschungsprojekt, bei dem Tiere verwendet wurden, bemühen sich die Unterzeichnenden um eine umfassende Erläuterung der Bedeutung des Einsatzes von Tieren in diesem speziellen Fall und der Frage, wie Tierversuche zur Verwirklichung des Projekts beitragen. Alle Unterzeichnenden fördern die Nutzung von Kanälen, die sich an die breite Öffentlichkeit richten.

Öffentliches Engagement

Die Unterzeichnenden setzen sich für die Organisation öffentlicher Veranstaltungen wie Debatten, Tage der offenen Tür usw. ein.

Erklärungen zur Forschung mit Tieren

Die Unterzeichnenden bemühen sich, Informationen über die wichtigsten Forschungsbereiche ihrer Einrichtung und Beispiele für Forschungsprojekte mit Tieren bereitzustellen. Bei der Beschreibung dieser Projekte achten sie auf die Erläuterung der Verfahren (einschliesslich der Euthanasie) und deren Schweregrade.

Jahresbericht 2023

Zweck und Methodik

Der STAAR-Jahresbericht basiert auf den Rückmeldungen eines Fragebogens, der an sämtliche Mitglieder verschickt wurde. Diese Umfrage dient dazu, die Kommunikation und Transparenz in Bezug auf die Verwendung von Tieren durch die Unterzeichnenden von STAAR zu überprüfen. Indem alle Mitglieder in der Umfrage offen über verantwortungsvolle Praktiken berichten, erkennen sie die Bedeutung von Transparenz und Kommunikation an, während sie gleichzeitig Rechenschaft ablegen und das Vertrauen der Öffentlichkeit fördern. Die Umfrage trägt dazu bei, die Transparenz in Bezug auf tierexperimentelle Forschung und Tierschutzpraktiken in den Einrichtungen der STAAR-Mitglieder weiter zu verbessern. 

Der von der Arbeitsgruppe entwickelte STAAR-Fragebogen basiert auf Erhebungen der European Animal Research Association, die die Einführung von Transparenzvereinbarungen ursprünglich vorgeschlagen hatte. Der Fragebogen 2023 entspricht weitgehend jenem von 2022, mit einigen Anpassungen und Ergänzungen. Im Februar 2024 wurde die Umfrage an alle Unterzeichnenden verschickt, um den STAAR-Jahresbericht 2023 zu erstellen, dessen Ergebnisse an der STAAR-Generalversammlung im Juni 2024 vorgestellt wurden. Die Kammer universitäre Hochschulen von swissuniversities hat den Jahresbericht am 2. August 2024 genehmigt.

Fokus auf die STAAR-Standards 2023

1. Standard: Zahlen

Dieser Standard zielt darauf ab, die Veröffentlichung von Informationen über die Anzahl und die Arten der in der Forschung verwendeten Tiere sowie über deren Belastungen, die ihnen für den Erwerb neuer Erkenntnisse auferlegt werden (der sogenannte Schweregrad), zu fördern; dem Fragebogen wurden drei spezielle Fragen hinzugefügt. Die Anzahl der PARs, die Zahlen zu den in Versuchen verwendeten Tieren veröffentlichen, stieg 2023 von 9 auf 11 (von 14); 9 PARs veröffentlichten Einzelheiten zum Schweregrad der den Tieren auferlegten Belastungen. In Bezug auf die Zucht und Einfuhr von Tieren in Einrichtungen stellten nur zwei Institutionen (14 %) der Öffentlichkeit diese Informationen zur Verfügung. 

Die SARs wurden auch nach der Veröffentlichung der Anzahl und der Arten von Tieren sowie zu den Schweregraden der in den unterstützten Projekten durchgeführten Experimente befragt; diese Frage betraf jedoch nur drei SARs, die Projekte mit Tieren finanzieren oder unterstützen. Nur ein Mitglied veröffentlichte Zahlen über Tiere, die in den von ihm unterstützten Projekten verwendet wurden.

2. Standard: Kommunikation

Mit diesem Standard soll die Kommunikation mit der Öffentlichkeit über die professionellen Forschungsnetzwerke hinaus verbessert werden. Eine spezifische Frage zu YouTube wurde hinzugefügt, um die Überwachung der Aktivitäten in beliebten sozialen Netzwerken zu vervollständigen: 6 PARs (43 %) und 3 SARs (25 %) veröffentlichten im Jahr 2023 Informationen zur tierexperimentellen Forschung auf YouTube. Darüber hinaus wurden Facebook und Instagram von 43 % der PARs genutzt, während diese Plattformen von 8 % bzw. 17 % der SARs verwendet wurden. Ein PAR berichtete zudem, Informationen auf Thread veröffentlicht zu haben. Vier mehr SARs als 2022 gaben an, Neuigkeiten oder Durchbrüche aus der Forschung mit Tieren zu veröffentlichen.

3 Standard: Öffentliches Engagement

Neben der Veröffentlichung von Informationen über die tierexperimentelle Forschung verpflichteten sich die Mitglieder, der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, bei öffentlichen Veranstaltungen Fragen zu stellen. Im Jahr 2023 wurde eine neue Frage nach Flugblattveranstaltungen gestellt, bei denen die Menschen spontan Fragen zum Einsatz von Tieren in der Forschung stellen konnten: 4 PARs (29 %) und 5 SARs (36 %) nahmen an solchen Veranstaltungen teil. Darüber hinaus wurden Tage der offenen Tür von 6 PARs (43 %) und 5 SARs (42 %) organisiert, Debatten von 4 PARs (29 %) und 2 SARs (17 %).

4 Standard: Erklärungen zur tierexperimentellen Forschung

STAAR-Mitglieder müssen erklären, warum sie Forschung mit Tieren betreiben oder unterstützen und in welchen Bereichen Tiere noch unverzichtbar sind. Im Jahr 2023 gaben 13 von 14 PARs Erklärungen zu den Tätigkeitsbereichen ab, in denen in ihrer Einrichtung Tiere eingesetzt werden; diese Frage betraf nur zwei STAAR-Mitglieder, die Projekte mit Tieren finanzieren oder unterstützen: eines von ihnen veröffentlichte Informationen zu den Tätigkeitsbereichen. Obwohl die Mitglieder offen mit der Forschung an Tieren umgehen, stellen sie bisher nur wenige Informationen zu Verfahren wie der Euthanasie zur Verfügung

Alle Zahlen

Verpflichtung 1: Wir erklären in transparenter Art und Weise, wie und warum wir Tiere in der Forschung nutzen oder den Einsatz von Tieren in der Forschung unterstützen.

Hat Ihre Organisation im Jahr 2023 ihren Mitarbeitenden, Forschenden und Studierenden (an allen Fakultäten), abgesehen von denen, die direkt mit Tieren arbeiten, die Möglichkeit geboten, sich über die Verwendung von Tieren in der Forschung über einen der folgenden Kanäle zu informieren?

 

Während Mitarbeitende, die mit Tieren arbeiten, über die Verwendung von Tieren in ihrer Einrichtung informiert sind, gilt dies nicht unbedingt für Mitarbeitende, deren Arbeit nichts mit Tierversuchen zu tun hat; sie stellen daher eine potenzielle Zielgruppe für Transparenzmassnahmen dar. 

Diese Frage bezieht sich ausdrücklich auf die Transparenz gegenüber Mitarbeitenden, die nicht direkt an der Forschung mit Tieren beteiligt sind. Die Information aller Mitarbeitenden trägt zur «Culture of Care» bei, da sie das Verständnis für die Arbeit der tierexperimentell Forschenden und Versuchsdurchführenden unterstützt. 

Im Fragebogen 2023 wurde diese Frage verfeinert, um die Organisation der SARs besser widerzuspiegeln, die in den meisten Fällen nur wenig oder gar kein Personal haben oder deren gesamtes Personal sich mit Projekten im Zusammenhang mit der Forschung mit Tieren beschäftigt. Von den 3 SARs, die Personal haben, das nicht mit tierexperimenteller Forschung zu tun hat, hat 1 diese Personen über Newsletter und/oder interne Veröffentlichungen oder Mitteilungen informiert.

Alle PARs haben mindestens zwei der 4 vorgeschlagenen Aktivitäten durchgeführt. Besuche von Versuchstierhaltungen wurden von 9 PARs (9/14, 64 %) organisiert, während 10 von ihnen (10/14, 71 %) durch Präsentationen, Kurse oder Newsletter über tierexperimentelle Forschung informierten.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Frage "Explizite Erwähnung von Tierversuchen während des Einstellungs- und Einführungsprozesses" aus dem Fragebogen gestrichen wurde, da viele PARs es für unrealistisch hielten, dies systematisch für alle Neueinstellungen einzuführen.

Beispiele:

Paul Scherrer Institut: Dr. Florian Dehmelt aus Tübingen wurde zu einem Seminar eingeladen, das sich speziell an die Mitarbeiter der BIO-Abteilung richtete, aber für das gesamte PSI offen war: «We need to talk: Gespräche über Labortiere führen".

UNIL: In allen Newslettern der Fakultät für Biologie und Medizin wird nun systematisch ein Abschnitt über Tierversuche aufgenommen, um über dieses Thema zu informieren. Dieser Newsletter geht an die Mehrheit der Mitarbeitenden, Lehrerinnen und Forschende, die KEINE Tierversuche durchführen.

UNIGE:Organisation einer Podiumsdiskussion über das Schicksal überzähliger Versuchstiere (auf Anregung einer Gruppe von Studierenden, die vom Büro für tierexperimentelle Forschung unterstützt wird).

Bitte geben Sie an, ob Ihre Organisation im Jahr 2023 die folgenden Informationen in Übereinstimmung mit den STAAR-Standards 1 und 4 proaktiv an die Öffentlichkeit weitergegeben hat:

Die von STAAR für 2023 festgelegten Standards 1 und 4 hatten das Ziel, die Veröffentlichung von Zahlen über die Verwendung von Tieren in der Forschung zu fördern und zu erklären, warum Tiere verwendet wurden. Es wurden neue Fragen zur Herkunft der Tiere, zum Schweregrad und zu den Tätigkeitsbereichen hinzugefügt. 

Mit einer Ausnahme veröffentlichten alle PARs Informationen über die Forschungsbereiche, in denen an ihrer Einrichtung Tiere verwendet werden. 64 Prozent von ihnen (9/14) veröffentlichten Zahlen über die Schweregrade der Verfahren, 79 Prozent (11/14) veröffentlichten die Anzahl und Arten der in Versuchen verwendeten Tiere. Die Zahlen zu den Tieranlagen, d. h. die Anzahl der gezüchteten oder importierten Tiere, wurden nur von 2 der 14 SARs (14 %) vorgelegt. Die meisten SARs finanzierten oder unterstützten keine Projekte mit Tieren direkt; diejenigen, die dies taten, veröffentlichten Zusammenfassungen und in einem Fall die Anzahl und Arten der verwendeten Tiere. 

Die Zahl der Outreach-Aktivitäten ging 2023 leicht zurück. Wie im Jahr 2022 haben die meisten PARs weiterhin Artikel über Tierforschung und Neuigkeiten/Durchbrüche veröffentlich, wobei eine zunehmende Anzahl von SARs dasselbe tat (58 gegenüber 35 % im Jahr 2022).

Was die Informationen zu den Versuchsverfahren betrifft, so haben nur 4 PARs (und keine SARs) diese Informationen veröffentlicht, wobei ein PAR über die für die Euthanasie verwendeten Methoden berichtete und die anderen drei über den tatsächlichen Schweregrad der Verfahren. 

Soziale Medien wurden bereits im Jahr 2022 von den Mitgliedern genutzt. Im Jahr 2023 blieben LinkedIn und X die bevorzugten Kanäle sowohl für PARs als auch für SARs. YouTube wurde 2023 in den Fragebogen aufgenommen: wie Facebook und Instagram wurde YouTube 2023 von 43 Prozent der PARs (6/14) und 25 Prozent der SARs (3/12) genutzt. Darüber hinaus veröffentlichte ein PAR-Mitglied Informationen zur Forschung mit Tieren auf Thread.

Die meisten PARs verwendeten Bilder oder Videos, wobei Bilder häufiger sind als Videos, was auch für die SARs gilt. Obwohl die meisten PARs die Einrichtungen in Bildern darstellen, wurden nur von 4 Mitgliedern Videoaufnahmen von Tierhaltungen veröffentlicht. Bilder oder Videos von Verfahren sind nach wie vor selten.

Die Frage nach der Finanzierung von Forschung mit Tieren wurde 2023 neu formuliert und um eine Frage zur Messung der Ergebnisse von Tierversuchen ergänzt: Nur 1 PAR und 3 SARs erfassten diese Informationen.

Beispiele:

UniBE: Zahlenangaben auf der Website zur Forschung mit Tieren mit Informationen über die in den einzelnen Studiengängen verwendeten Tiere und die Tätigkeitsbereiche, in denen Tiere eingesetzt werden. Link

USI:  Link

SNF: Der SNF verfügt nicht über Informationen über die Gesamtzahl der in den von ihm unterstützten Forschungsprojekten verwendeten Tiere, sondern nur über die Anzahl der geförderten Projekte, die für ihre Durchführung Tierversuche vorsehen. Diese Informationen werden zusammen mit den Angaben zu den Fördermitteln für Projekte, die Tierversuche beinhalten, veröffentlicht. Link

Hat Ihre Organisation im Jahr 2023 eine der folgenden Praktiken bei der Zusammenarbeit mit Partnern oder bei Projekten mit Tieren angewandt?

Die Zusammenarbeit zwischen Forschungsgruppen in der Schweiz und im Ausland ist gängige Praxis. In dieser Frage ging es darum herauszufinden, ob in den Kooperationsprojekten über Transparenz gesprochen wird. Die Ergebnisse zeigen, dass dies noch nicht gängige Praxis ist.

Verpflichtung 2: Wir verbessern die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und mit den Medien über unsere Teilnahme an Projekten, in denen an Tieren geforscht wird.

Haben Ihre Organisation, Ihre Forschenden oder Ihr Personal im Jahr 2023 eine der folgenden Leistungen in Ubereinstimmung mit dem 2. STAAR-Standard erbracht? 

Die Mitglieder berichteten, dass sie bei externen Anfragen, z. B. von den Medien, offen über die Forschung mit Tieren kommunizierten (71 % der PARs und 25 % der SARs). Sie boten auch Gelegenheiten, mehr über die Forschung mit Tieren zu erfahren, indem sie Erklärungen lieferten, Interviews gaben und zu längeren Artikeln beitrugen (71 % der PARs und 67 % der SARs). Proaktive Erklärungen und Pressekonferenzen waren weniger häufig als 2022, möglicherweise weil 2023 keine öffentliche Abstimmung über Forschung mit Tieren stattfand. 

Hat Ihre Organisation es 2023 abgelehnt, mit den Medien über das Thema Forschung mit Tieren zu sprechen?

Alle Mitglieder arbeiteten mit den Medien zusammen, wenn sie darum gebeten wurden; einige Mitglieder berichteten jedoch, dass sie keine Medienanfragen erhalten hatten. In einem einzigen Fall war ein Mitglied nicht in der Lage, auf eine Medienanfrage zu antworten, weil die Frist zu kurz war. 

Hat Ihre Organisation im Jahr 2023 eine Medienschulung für Mitarbeitende angeboten, die mit den Medien über Forschung mit Tieren sprechen möchten?

Die Erhöhung der Transparenz geht Hand in Hand mit der Ermutigung der Mitarbeitenden, offen zu kommunizieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Die meisten PARs (10/14, 71 %) boten Medientrainings an oder verwiesen ihre Mitarbeitenden an externe Organisationen. Bei den SARs ist dies nicht üblich (nur 2 von ihnen boten Schulungen an), möglicherweise weil einige von ihnen keine Mitarbeitenden haben, sondern nur Mitglieder, die in anderen Organisationen beruflich aktiv sind.

Wie hat Ihre Organisation im Jahr 2023 die Kommunikation über die 3R gefördert?

Das 3R-Prinzip (Replacement, Reduction, Refinement) leitet die Forschung mit Tieren in der Schweiz. Es wird daher erwartet, dass Organisationen, die Tierversuche durchführen oder die Verwendung von Tieren in der Forschung unterstützen, transparent über ihre Bemühungen zur Einhaltung der 3R kommunizieren. Die Mitglieder nutzen dazu verschiedene Kommunikationskanäle: Beispiele für umgesetzte 3R-Methoden werden auf Websites, in Publikationen und auf sozialen Medien präsentiert. Neun Mitglieder haben 2023 3R-Preise verliehen, 2 mehr als 2022. Im Jahr 2022 wurden mehr öffentliche Debatten organisiert als 2023, wahrscheinlich wegen der nationalen Abstimmung im Februar 2022. Die SARs veröffentlichen zunehmend Beispiele, die von anderen Institutionen zur Verfügung gestellt werden.

Beispiele:

ART: 3R- und Kommunikationspreise und Durchführung einer jährlichen virtuellen Konferenz zu diesem Thema. 

3RCC: Veröffentlichung von Artikeln über die 3R-Förderung für die Öffentlichkeit. Link

UZH: Erste UZH 3R-Auszeichnung 

Hat Ihre Organisation eine Erklärung über die Verwendung von Tieren in der Forschung auf einer öffentlich zugänglichen Website publiziert?

Hat Ihre Organisation eine Kontaktstelle für Anfragen zu Tierversuchen benannt?

Die meisten Mitglieder (20/26, 77 %) veröffentlichten eine Erklärung zur Forschung mit Tieren auf ihrer Website. In anderen Fällen (5/26) ist das Mitglied der Ansicht, dass die Informationen auf der Website die 3R und das Engagement des Mitglieds in der tierexperimentellen Forschung angemessen erklären. Beispiele:

Beispiele:

Unifr: Die Erklärung wurde erstmals im Jahr 2023 veröffentlicht. Link

ZHAW: Die Erklärung wurde erstmals im Jahr 2023 veröffentlicht. Link

Reatch: Link

Verpflichtung 3: Wir sind proaktiv, indem wir der breiten Öffentlichkeit Möglichkeiten bieten, sich über unsere Forschungsaktivitäten, für die Tiere eingesetzt werden, zu informieren.

Haben Sie sich im Jahr 2023 in einem der folgenden öffentlichen Foren am Diskurs über Forschung mit Tieren beteiligt, in Übereinstimmung mit dem 3. STAAR-Standard?

Die dritte Verpflichtung fordert die STAAR-Mitglieder dazu auf, der Öffentlichkeit mehr Möglichkeiten zu bieten, mehr über ihre Beteiligung an der Forschung mit Tieren zu erfahren. Im Jahr 2023 organisierten oder beteiligten sich die meisten PARs (12/14, 86 %) und 7 von 12 SAR (58%) an mindestens einer Aktivität, die sich an Patient:innen, Schulen oder die Öffentlichkeit richtete. 4 PARs und 5 SARs gingen auf die Strasse, um Fragen zur Forschung mit Tieren zu beantworten und dieses Thema offen zu diskutieren.

Beispiele:

SAVIR - Forschung für Leben - SGV: Nationaler Informationstag des Versuchstieres#NIDEA

UNIGE: Präsentation von Tierversuchen im Rahmen einer Veranstaltung für Patient:innen : Der Tag der Diabetiker - Im Zentrum der Forschung.

Hat Ihre Organisation im Jahr 2023 ihre Tieranlagen für Besuchende von ausserhalb der Organisation geöffnet?

Besuche in Tierhaltungen ermöglichen es der Öffentlichkeit, Versuchstiere zu sehen und mehr über ihre Haltungsbedingungen zu erfahren. Diese Besuche können in verschiedenen Formaten erfolgen, und die meisten PARs (64 %) öffneten ihre Tierhaltungen für Besuchende von ausserhalb der Organisationen. 

7 von 9 PARs, die ihre Tierhaltungen geöffnet haben, empfingen spezielle Interessensgruppen wie z.B. Politiker:innen, Journalist:innen und Feuerwehrleute, während 6 dieser 9 PARs Studierende oder Mitarbeitende anderer Einrichtungen, einschliesslich Schulen, begrüssten. Eine zunehmende Anzahl von PARs (3 im Jahr 2023 gegenüber 1 im Jahr 2022) öffnete die Tierhaltungsanlagen an Tagen der offenen Tür für externe Besucher:innen. Mitglieder, die ihre Einrichtungen nicht für externe Besuchende öffnen konnten, gaben Sicherheit und Hygiene als Hauptgründe an, z. B. Hochsicherheits-Biolabor (Biocontainment).

Den SARs wurde diese Frage nicht gestellt, da sie keine Tierhaltungsanlagen besitzen.

Beispiele:

Agroscope: Der Stall kann auf Anmeldung besucht werden. Besichtigungen werden vor allem für Studierende, Schulen und an der Landwirtschaft interessierte Personen organisiert.
Ein grösseres Projekt zu verschiedenen Aspekten der Pferdehaltung wurde Wissenschaftler:innen, Journalist:innen und Privatpersonen an eigens dafür durchgeführten Anlässen vorgestellt (z.B. "Freiburger Nachrichten":  Link

UNIGE: Zwei Videos im Rahmen der Kampagne Be Open About Animal Research 2023 (BOARD 2023). In einem ging es um eine Tierhaltungsanlage und die Arbeit der Tierpfleger:innen, in einem anderen darum, warum Forschung mit Tieren notwendig ist. 
Link 1
Link 2

EPFL: Tage der offenen Tür 

Verpflichtung 4: Wir berichten jedes Jahr über die erzielten Fortschritte und Erfahrungen.

Hat Ihre Organisation im Jahr 2023 irgendwelche Informationen über STAAR veröffentlicht, z. B. Informationen über den Jahresbericht, Pressemitteilungen oder Veröffentlichungen auf Ihrer Website, die über Ihre Zugehörigkeit zu STAAR informieren?

STAAR wurde im Juni 2022 ins Leben gerufen, und der erste Bericht wurde Ende Dezember 2023 veröffentlicht. Nur 46 Prozent der Mitglieder informierten über ihre Teilnahme an dieser Initiative, was möglicherweise daran liegt, dass die Kommunikation über den Jahresbericht im Januar 2024 stattfand und in der STAAR-Umfrage für den Bericht 2023 nicht erwähnt wird. Die Kommunikation über STAAR ist ein wichtiger Schritt, um die Öffentlichkeit nicht nur auf die Existenz dieser Initiative aufmerksam zu machen, sondern auch auf die Möglichkeit, die Mitglieder zu kontaktieren, um mehr über ihre Aktivitäten im Bereich der Forschung mit Tieren zu erfahren.

Fokus auf 3 STAAR-Unterzeichnende

EPFL

Warum Transparenz wichtig ist: “Offen und transparent zu sein bedeutet, klare und verständliche Informationen über unsere Forschung mit Tieren und deren Alternativen bereitzustellen, damit sich jede:r darüber informieren kann, wie diese Forschung durchgeführt wird, und sich eine eigene Meinung auf der Grundlage vertrauenswürdiger Fakten bilden kann.”

Im Jahr 2023 forschte die EPFL mit 29'271 Tieren: Mäuse (92%), Kaulquappen (4,3%), Ratten (3,2%) und Zebrafische (0,3%). 

Die Zahl der Fische ist sehr gering, da die meisten Experimente an Fischembryonen durchgeführt werden, die per Gesetz nicht in die Statistik aufgenommen werden. Experimente mi 10 Primaten wurden von einer EPFL-Forschungsgruppe an einer anderen Schweizer Universität durchgeführt. 

Die meisten Tiere wurden in Grundlagenforschungsprojekten zu Krebs (32,5%), Neurobiologie (31,7%) und Biotechnik (19%) verwendet. 

STAAR-Mitglied seit 2022 als PAR

Kontaktperson und/oder E-Mail: animal.research@clutterepfl.ch

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte: https://www.epfl.ch/research/experimentation-research-with-animals/ 

Interpharma

Warum Transparenz wichtig ist: “Transparenz in der Forschung mit Tieren ist unerlässlich, um strenge wissenschaftliche Standards zu gewährleisten, der Öffentlichkeit gegenüber Rechenschaft abzulegen und einen ethischen Umgang mit Tieren zu unterstützen. Durch die offene Weitergabe von Methoden und Ergebnissen können Forschende die Reproduzierbarkeit verbessern, das öffentliche Vertrauen fördern und zum ethischen Diskurs über die Verwendung von Tieren in der Wissenschaft beitragen.”

Charta für den Tierschutz:

Mit der Unterzeichnung der Charta unterstreichen die forschenden Pharmaunternehmen in der Schweiz ihre ethische Verantwortung bei Tierversuchen in der Schweiz und im Ausland. Die Leitprinzipien der Charta sind die 3R-Refine,Reduce und Replace - und verpflichten die Branche, so viele Tierversuche wie möglich durch alternative Methoden zu ersetzen, die Anzahl der verwendeten Versuchstiere zu reduzieren und die Methoden so zu verfeinern, dass jegliche Belastung oder Einschränkung auf ein Minimum reduziert wird. Als die Branche 2010 die Charta lancierte, wertete Christine Egerszegi-Obrist, alt Ständerätin und Präsidentin der Stiftung Forschung 3R Schweiz, diesen Schritt als Anerkennung der Anstrengungen und des Bestrebens, möglichst weltweit hohe Standards bei Tierversuchen zu etablieren. Sie bekräftigte, dass es für die Industrie nicht darum gehe, die gesetzlichen Mindestanforderungen zu erfüllen, sondern mit gutem Beispiel voranzugehen. https://animalwelfare.interpharma.ch/en/charta/

STAAR-Mitglied seit 2022 als SAR

Kontaktperson und/oder E-Mail: Daniela Dürr, Daniela.duerr@clutterinterpharma.ch

Ein oder zwei Beispiele für unterstützte Projekte im Bereich der Forschung mit Tieren: Tierschutzbericht: https://animalwelfare.interpharma.ch/en/working-groups/ und https://animalwelfare.interpharma.ch/en/projects/

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte:  https://animalwelfare.interpharma.ch/ 

SAVIR

Warum Transparenz wichtig ist: “Wenn wir wollen, dass die Öffentlichkeit weiterhin versteht, warum Tierversuche notwendig und wichtig sind, müssen wir proaktiv und transparent darlegen, wie und warum diese Art von Forschung durchgeführt wird.”

SAVIR vertritt die Interessen der in Industrie und Forschung tätigen Tierärzt:innen. Als Expert:innen auf dem Gebiet der Versuchstierkunde setzen wir uns für die ethische Durchführung von Tierversuchen ein, bei denen die Belastung der Tiere bei gleichbleibend hohem Erkenntnisgewinn so gering wie möglich gehalten wird. Gleichzeitig setzen wir uns für eine offene und transparente Kommunikation über Tierversuche ein und fordern Institutionen und Forschende öffentlich dazu auf, ihre Kommunikationsaktivitäten zu verstärken.

Ein oder zwei Beispiele für unterstützte Projekte im Bereich der Forschung mit Tieren: "Um eine transparente Kommunikation über Tierversuche zu fördern, bietet SAVIR zudem kompetente Unterstützung und Vernetzungsmöglichkeiten an. Zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung für Versuchstierkunde und Forschung für Leben hat SAVIR zudem den Nationalen Informationstag des Versuchstiers (#NIDEA) ausgerufen. An diesem Tag werden in verschiedenen Schweizer Städten Informationsstände aufgebaut, um zufällig vorbeigehende Menschen zu erreichen, mit dem Ziel, das Thema Tierversuche sichtbar zu machen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. #NIDEA findet jedes Jahr statt. Der Anlass wird mit einer Social-Media-Kampagne auf verschiedenen Kanälen begleitet und Organisatoren von Veranstaltungen rund um den Nationalen Informationstag zum Versuchstier sind eingeladen, den Hashtag #NIDEA zu verwenden.

SAVIR hat auch eine Arbeitsgruppe zur Kommunikation über Tierversuche ins Leben gerufen und leitet diese (wiederum zusammen mit der Schweizerischen Vereinigung für Versuchstierkunde und Forschung für Leben, da wir von der Notwendigkeit der Nutzung von Synergien und Kooperationen überzeugt sind). Diese Arbeitsgruppe soll Forschende, Kommunikations- und Tierschutzbeauftragte sowie andere Verantwortliche zusammenbringen, um den Erfahrungsaustausch zu verbessern und Kommunikationsaktivitäten im Zusammenhang mit Tierversuchen zu fördern. Erklärtes Ziel ist es, Verterter:innen aus dem akademischen Bereich, der Industrie und den Zoos zusammenzubringen. Ihre Forschungsprojekte sind so vielfältig wie die vertretenen Gruppen. Das mangelnde Verständnis für Tierversuche in der Öffentlichkeit betrifft jedoch alle gleichermassen, weshalb ein gemeinsames Vorgehen in dieser Angelegenheit unerlässlich ist. Und genau dafür setzt sich SAVIR ein."

STAAR-Mitglied seit 2022 als SAR

Kontaktperson und/oder E-Mail: Dr. Maike Heimann, Dipl.SVLAS, president@cluttersavir.ch

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte:  www.savir.ch 
Folgen Sie SAVIR auf: LinkedIn: @SAVIR Präsident und X (früher: Twitter): @SAVIR_2019