swissuniversities nimmt die Lancierung des EU-Programms Erasmus+ für die Periode 2021-2027 zum Anlass, sich erneut für die schnellstmögliche Wiederassoziierung der Schweiz auszusprechen. Das im März 2017 publizierte Plädoyer skizzierte die Wichtigkeit des Erasmus+-Programmes für die Schweizer Hochschulen und entwarf Szenarien, wie die anhaltende Nicht-Assoziierung die Kooperation mit der europäischen Hochschullandschaft erschweren könnte.
Fast vier Jahre später zeigen die Entwicklungen, dass die Zusammenarbeit der Schweizer Hochschulen mit den Ländern der Europäischen Union durch den fehlenden Zugang zu Erasmus+ erheblich erschwert wird. Die Schweizer Alternativlösung SEMP benachteiligt die Hochschulen dabei in mehreren Punkten: Sie verlieren auf europäischer Ebene an Sichtbarkeit und Einfluss, da sie nicht auf den Listen der möglichen Mobilitätsdestination geführt werden und die Entwicklung des Programms Erasmus+ nicht aktiv mitgestalten können. Zudem erhalten sie keinen Zugang zu mobilitätsfördernden Instrumenten und den dazu neu geschaffenen Datenbanken und Tools. Mit der vollständigen Digitalisierung der europäischen Mobilität braucht die Schweiz diesen Zugang, ansonsten wachsen die administrativen Hürden sowohl für Schweizer als auch für europäische Institutionen weiter und die Schweizer Hochschulen werden in relativ kurzer Zeit den Anschluss verlieren. Insgesamt verzeichnet die Schweiz in den letzten Jahren im Verhältnis zu vergleichbaren Ländern in Europa (z.B. Österreich) eine deutliche Stagnation der Mobilitätsentwicklung bei den Universitäten und sogar einen Rückgang bei Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen.
Das Erasmus+-Programm macht zudem mit der anstehenden Periode 2021-2027 einen weiteren Schritt weg von einem reinen Mobilitätsprogramm und bietet eine Vielzahl an Instrumenten, um die verstärkte strategische Vernetzung der europäischen Hochschulen, insbesondere in Schwerpunktthemen wie Green Mobility, Digitalisierung oder Inklusion, zu unterstützen und zu fördern. Die Schweiz muss die Möglichkeit haben, in diesen grossflächigen Projekten mitwirken zu können. Als nicht-assoziierte Partner stellen Kooperationsprojekte mit Schweizer Hochschulen ein Risiko dar, da Projekte abgelehnt werden können, wenn der Mehrwert der Beteiligung der Schweiz nicht überzeugend dargelegt wird. Des Weiteren sind die Schweizer Hochschulen von der Projektleitung nach wie vor ausgeschlossen. Entsprechend zeigt die Entwicklung der strategischen Kooperationsprojekte in der Periode 2014-2020 ganz klar einen gewichtigen Unterschied zu anderen, vergleichbaren Staaten.
In Anbetracht des Stellenwertes, den die Mobilität für die Schweizer Hochschulen einnimmt, und der Unzulänglichkeiten der Übergangslösung sowie der strategischen Kooperationsprojekte, welche im Programm Erasmus+ enthalten sind, ruft swissuniversities erneut dazu auf, die Verhandlungen mit der Europäischen Kommission umgehend wiederaufzunehmen. Die Vollassoziierung an das Programm Erasmus+ ist für die zukünftige Zusammenarbeit in der europäischen Hochschullandschaft ein zentrales Element und kann nicht adäquat mit einer Schweizer Alternativlösung ersetzt werden. swissuniversities ist sich bewusst, dass mit einer Vollassoziierung 2021-27 Mehrkosten gegenüber der aktuellen Lösung entstehen. swissuniversities ist jedoch überzeugt, dass der zusätzliche Nutzen einer Vollassoziierung für den Schweizer Hochschulbildungsplatz weit höher zu gewichten ist und diese daher rechtfertigt. Es wäre jedoch nicht im Sinne von swissuniversities, wenn die Kosten einer Wiederassoziierung der Schweiz zulasten der Hochschulen gehen oder Kürzungen des BFI-Budgets nach sich ziehen würde.
Links: Plädoyer für eine Wiederassoziierung der Schweiz an das Programm Erasmus+